Männerfastnacht
Der erste Mainzer Fastnachtsprinz war der Spediteur Ludwig Chary. Am Rosenmontag 1838 bestieg er auf dem Marktplatz seinen Thron. Ein Jahr später vermählte sich Prinz Carneval mit der Jungfrau Moguntia und 1840 wurde dem Paar ein “Erbprinz” aus der Flasche geboren. Damals war die Fastnacht reine Männersache.
Die Männer blieben in den Sitzungen unter sich und übernahmen auf der Straße und im Theater alle Frauenrollen. Die ersten Rosenmontagszüge waren eher Maskenzüge und Inszenierungen.
Prinz Carneval war damals in fast jeder Kampagne dabei; eine Prinzessin an seiner Seite blieb noch die Ausnahme.
Als der Rosenmontagszug 1843 die “Emancipation der Frauen” auf die Schippe nahm, stellte der Metzgermeister Johann Falk III die Prinzessin Georgine dar.
Zum 25-jährigen Jubiläum der MCV 1863 gab es zwei Prinzenpaare. Als “junges Prinzenpaar” traten der Möbelfabrikant August Bembé und der Weinhändler Carl Volz auf, Karl Weiser und Johann Falk III waren das “Jubelprinzenpaar”.
1873 dann hielten mit Robert Kramer und Albert Hecht abermals zwei Männer als Prinzenpaar Hofstaat. Bis zum Ersten Weltkrieg wurden die Prinzessinen von Männern dargestellt.
Hildegard Kühne und Martin Ohaus, 1938
Hildegard I.
Zum 100-jährigen Jubiläum des MCV gab es nach langen Jahren wieder ein Prinzenpaar in Mainz und mit Hildegard Kühne die erste weibliche Fastnachtsprinzessin.
Die prüden und homosexuellen-feindlichen Nationalsozialisten dürften sich an den männlichen Prinzenpaaren der Vergangenheit gestört haben. Der Gewürzkaufmann Martin Ohaus war von den Philipinen eingeflogen worden und Hildegard Kühne, Tochter einer Mainzerin, stammte aus Berlin. Martin I. und Hildegard I. eroberten die Herzen der Mainzer im Sturm. Erstmals hatte das Prinzenpaar repräsentative Aufgaben übernommen und strahlte Glanz und höfische Pracht aus.
Seitdem ist es in Mainz üblich, das Prinzenpaare nur zu besonderen Anlässen gekürt werden.
Carl Volz
als Prinzessin 1863
Albrecht Hecht
als Prinzessin 1873
Johann Babtist Heim als
Prinzessin Gans vom
“Humoristischen Thierkreis” 1873
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